Al Gore machte 2006 Furore mit „Eine unbequeme Wahrheit“. Gemeint war:  der Klimawandel ist real & er ist menschengemacht. (Folie 2]

Präsentation Etliche unbequeme Wahrheiten
Dem möchte ich hinzufügen:

  1. Der Klimawandel, besser gesagt der drohende Klimakollaps, ist nicht das einzige Problem, an dem unsere Zivilisation scheitern kann. [Folie 3: Artensterben, Umweltzerstörung, Rohstoffknappheiten, Pandemien, Kriege, soziale Unruhen/ politische Radikalisierung]
  2. Derzeit leben wir in einer +1°-Welt. Schlimm genug, denn Katastrophen gibt es bereits fast wöchentlich irgendwo auf der Welt. [Folie 4] Deshalb ist das 1,5°-Ziel so wichtig, weil die Situation mit jedem Zehntelgrad schlimmer wird. Und klar muss sein: egal wie schlimm - noch schlimmer geht immer!
  3. Um dieses 1,5°-Ziel zu erreichen, darf nur noch wenig CO2 in die Atmosphäre gelangen, d.h. es bleibt nur noch wenig Zeit. [Folie 5: CO2-Uhr] Die wirklichen Prioritäten sollten also allen, auch der Politik, klar sein – stattdessen gibt es weltweit 1,6 Billionen an klimaschädlichen Subventionen, allein in Dtld. 65 Mrd..
  4. +1,5° im globalen Mittel bedeutet bei uns etwa +3°, was allein als höhere Temperatur im Sommer lebensgefährlich bzw. tödlich ist. [Folie 6: Hitzetote 2022: EU: 60.000; D: 8.000]
  5. Aber es ist nicht die höhere Temperatur allein: inzwischen erleben wir alle, wie die Extremwetterlagen zunehmen: einerseits verheerende Dürreperioden mit starken Ernteverlusten und ausgedehnten Waldbränden, andererseits massive Starkregen mit Zerstörungen von Milliardenwerten bei Infrastruktur und priv.  Eigentum, was vermutlich bald nur noch zu horrenden Kosten versicherbar sein wird [Folie 7]. Was da für jeden von uns zusammen kommt, wird teurer als z.B. eine Wärmepumpe.
  6. Die Folgewirkungen schon jetzt in der +1°-Welt in Form,  B. vom Verschwinden der Alpgengletscher, Abschmelzen des Arktiseises und Auftauen des Permafrostbodens in Sibirien mit Freisetzung riesiger Methanmengen sind noch schlimmer, weil sie den Klimakollaps beschleunigen– und nicht mehr rückgängig zu machen sind (wie eine Lawine, die losgetreten ist). Womit auch klar ist, dass wir selbst mit dem Einhalten des +1,5°-Ziels nicht automatisch ‚auf der sicheren Seite‘ sein würden.
  7. Jedes weitere Abwarten verteuert sowohl die Behebung der entstehenden Schäden als auch die erforderlichen Gegenmaßnahmen. Derzeit würden ca.2-4 % des BSP ausreichen [Folie 8: Schätzungen Stern-Report & E4A-Report] - der Kampf gegen Covid war uns das Doppelte wert. [Folie 9 .. Covid 440 Mrd Bund für 2020/ 21, insges. 522 ; Länder etc.? , BSP, 2020: 3.403; 2021: 3.617 Mrd.; 2022: 3.876 Mrd. – Fuchsbriefe: 5,8%] ] Wenn weitere Kipppunkte des planet. Ökosystems überschritten werden, z.B. durch die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes ( schon geschehen, siehe aktuelle Dürre), wird alles Geld der Welt nichts mehr ‚heil machen‘ können [Folie 10].
  8. +1,5° als resultierende Erderwärmung bei bestimmten CO2-Konzentrationen ist nur eine bestmögliche Schätzung; es könnten auch nur z.B. +1,2° oder aber auch +2,5° sein – wobei letzteres eher wahrscheinlich ist, weil die Wahrscheinlichkeitsverteilung rechtsschief ist.
  9. ‚Beruhigungspillen‘ kommen aus bestimmten Teilen der Politik und ‚interessierten‘ Kreisen: mit besserer Technologie bleibe alles in Ordnung [Folie 11], insbesondere könnten wir uns an das veränderte Klima anpassen. Das sind aber nur Wunschvorstellungen, die vornehmlich dazu dienen, so lange wie möglich wie bisher weiter zu machen und möglichst lange damit kräftig zu verdienen. Denn (a) die Zeit drängt und die Technologien sind risikobehaftet und noch nicht anwendungsreif; zudem werden sie sehr teuer sein und alle Produkte entsprechend für uns alle verteuern. [Folie 12: Literatur: Roman Felli: The great adaptation – Climate, Capitalism and catastrophe]  Und (b) die Veränderungen werden vermutlich so massiv sein,  dass eine Anpassung im suggerierten Sinn gar nicht mehr möglich sein wird.
  10. Die wohl stärkste Beruhigungspille liefern die Klimaökonomen aus dem herrschenden Neoliberalismus-Lager. Vom ‚Nobelpreis‘-gekrönten William Nordhaus stammt die Rechnung, dass +2,6° die optimale Klimaerwärmung bis 2100 sei und lediglich wenige Prozent Einbuße des BSP bedeute. [Folie 13] Sein Kollege aus dem gleichen Wissenschaftslager, Martin Weitzman hat dagegen gezeigt: (a) die von Nordhaus verwendete mathematische Methode gilt nicht für schiefe Verteilungen, was aber niemanden gestört hat, und (b) diese Temperatur bedeutet bereits eine 10%-Wahrscheinlichkeit für die weitgehende Unbewohnbarkeit der Erde. [Folie 14: Weitzman-Kurve] - wahrlich Grund genug, endlich  das Vorsichtsprinzip vor allem anderen zu beherzigen – Vorsicht ist besser als Nachsicht.
  11. Überhaupt haben diese herrschenden Neoliberalismus-Ökonomen mit den Mythen, die sie propagieren, sehr viel dazu beigetragen, dass der Zustand der Welt heute so beängstigend ist:
    (a) freie Märkte würden alles zum allseits besten regeln,
    (b) von niedrigen Steuern für die Reich(st)en würden alle anderen auch profitieren (‚trickle down‘),
    (c) das Bruttosozialprodukt sei der beste Indikator des Wohlstands und Wohlergehens,
    (d) unbegrenztes Wachstum sei gut und möglich.
    Die Wahrheit sieht nämlich so aus:
    (a‘) Märkte bedienen nur den, der das nötige Geld hat. Die Hungertoten z.B. in Afrika, gibt es nicht, weil es keine Lebensmittel gibt, sondern, weil die Menschen nicht das nötige Geld zum Kaufen haben;
    (b‘) die niedrige Besteuerung der Reich(st)en hat die Armen nicht reicher, aber die Staaten arm und vielfach handlungsunfähig und zu Bittstellern der Konzerne gemacht und dazu geführt [Folie 15: Entwicklung der Steuersätze & Einkommensverteilung], dass die 62 Reichsten etwa so viel besitzen wie die ärmsten 50%. [Folie 16: Oxfam],
    (c‘) das BSP misst weder unser Wohlbefinden noch die herbeigeführten Umweltzerstörungen,
    (d‘) unbegrenztes materielles Wachstum kann es auf einem endlichen Planeten nicht geben, und das Wachstum von irgendwelchen monetären Größen macht niemanden satt.  
  12. Folge dieser exorbitanten Einkommens- und Vermögensungleichheit ist, dass die reichsten 10% mit ihrem Konsum (direkt oder indirekt) etwa 50% des weltweiten CO2-Ausstoßes zu verantworten haben [Folie 17]; ihr ökologischer Fußabdruck beträgt ca. 70–100 Erden – schon das allein führt zum Kollaps.
  13. Diese Reich(st)en machen gerne überall ‚konstruktive‘ Vorschläge zur Rettung der Erde, aber nur solche, die ihren Reichtum nicht antasten. [Folie 18: Literatur: Anand Giridharadas: Winners take all – the elite charade of changing the world] Die Proteste der jungen Generation, die alles wird ausbaden müssen, werden schnell zum “Klimaterrorismus”, die Gesetzesverstöße von Regierungen gegen das Pariser Klimaabkommen und davon abgeleitete Klima-Gesetze dagegen von allen Seiten nonchalant übergangen.
  14. Das bisherige Wachstum basiert auf der hemmungslosen Ausbeutung von Natur und Menschen [Folie 19]. Die Rohstoffvorräte reichen jedoch nicht für ein ‚Weiter so – aber in Grün‘. [Folie 20: Simon Michaux] Die Natur steht kurz vor dem Kollaps – damit ist dieses kapitalistische Modell ebenfalls am Ende.
  15. Damit verdient diese Wirtschaftstheorie und diese Wirtschaftsweise – samt allen ihren Lobbyisten - keinerlei Vertrauen, wenn sie uns weismachen will, mit weiterem Wachstum ließen sich alle Probleme lösen – dass die Hauptursache der Probleme gleichzeitig der Schlüssel zu ihrer Lösung sei [Folie 21 Einstein]. Mögen die zuständigen Politiker, die diesen kontraproduktiven Wirtschaftswissenschafts-betrieb mit Mrd. finanzieren, zur besseren Einsicht kommen – wie es in China z.T. bereits geschieht.

Resümee: Gebraucht wird eine andere Herangehensweise sowohl beim Wirtschaften, als auch bei der Wirtschaftstheorie, die ja quasi die ‚Kehrseite der Medaille‘ ‚Wirtschaft‘ darstellt. Eine Wirtschaftstheorie, die Wege aufzeigt zu einem Wirtschaften, das ohne Wachstum genug für alle bietet und ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig ist.